Nachdem ich hier im Blog schon mehrfach über meine Erfahrungen mit dem Influencer Personalmarketing berichtet habe (zum Beispiel vom Videodreh mit einem YouTuber), führe ich für die Diakonie Deutschland 2019 erstmals eine größer angelegte Blogger Kampagne bzw. Blog Marketing Kampagne durch.

Eine wirklich spannende Erfahrung, aus der ich jetzt schon viel gelernt habe! Wenn man bedenkt, dass inzwischen viele Arbeitgeber auch im Sozial- und Gesundheitswesen Karrierewebseiten und Facebookprofile und ihre Stellenanzeigen modernisiert haben, muss man sich wieder ein bisschen mehr anstrengen, um sich von den anderen abzuheben – zum Beispiel mit Influencer Marketing, Blog Marketing oder einer Blogger Kampagne, wie immer man es nennen will. Natürlich habe ich für euch alles schön dokumentiert. In diesem ersten Teil geht es um die Vorbereitung der Blogger Kampagne und die Blogger Auswahl. In einem zweiten Teil wird es um die Zusammenarbeit mit den Bloggern und die Ergebnisse gehen.

Was ist eine Blogger Kampagne bzw. Blog Marketing?

Eine Blogger Kampagne (oder Blog Marketing) ist eine Methode aus dem Influencer Marketing. Man recherchiert eine Gruppe von fünf bis zehn Bloggern, die über ein bestimmtes Thema schreiben sollen – in unserem Fall lautet es „Die Diakonie als Arbeitgeberin“. Man vereinbart ein Honorar und Leistungserwartungen mit den Bloggern – und lässt ihnen dann aber bei der Umsetzung weitgehend freie Hand. Natürlich geht man dabei ein gewisses Risiko ein: Blogger sind keine gelernten Journalisten, Freigaben sind Verhandlungssache. Aber: Blogger haben idealerweise eine viel engere Bindung zu ihren Lesern und ihre Empfehlungen haben eine stärkere Wirkung als ein Zeitungsartikel oder eine Werbeannonce. Man kann mit ihnen meist recht unkompliziert über die eigenen Vorstellungen reden und sich Gegenvorschläge anhören – sollte ihnen allerdings nicht das Gefühl geben, sie kontrollieren oder in ihrer Authentizität stören zu wollen. Da man aber ein Honorar zahlt, sollte man als Unternehmen oder Organisation auch nicht allzu schüchtern sein und seine angemessenen Wünsche und Bedingungen für die Kooperation mitteilen. Ich habe zur Absicherung, und weil wir nur so überhaupt ein Honorar auszahlen können, eine Auftragsbestätigung vorbereitet, in der die wichtigsten Rahmenbedingungen festgelegt waren (Honorar, Verlinkungspflicht auf das Diakonie Karriereportal, Mindesttextlänge, etc.).

Das Briefing für unsere Blog Marketing Kampagne

Zunächst muss ein Kampagnen Briefing geschrieben werden (ca. 1 DIN A4-Seite zum Hintergrund, zur Botschaft der Blogger Kampagne und zu den Kooperationsbedingungen), damit die Blogger einschätzen können, ob das Thema zu ihrem Blog passt und wie die Erwartungen des Auftraggebers sind. Müssen sie für ihre Recherchen reisen? Passt ihnen das Honorar? Können sie die Deadline einhalten? Mit dem Briefing wendet man sich an potentielle Kooperationspartner – entweder, indem man selbst online geeignete Blogs recherchiert (zum Beispiel auf Bloggerverzeichnissen wie bloggerei.de, bloggeramt.de, blogverzeichnis.eu, …) oder indem man eine Blogger-Plattform nutzt. Ich habe unser Blog Marketing Kampagnen Briefing auf trusted-blogs.com eingestellt. Das kostet 295 Euro plus Mehrwertsteuer (351,05 Euro insgesamt). Bei mehreren Kampagnen gibt es Mengenrabatt, aber ich wollte es erstmal mit einer probieren. Da wir den Bloggern ein für diese Plattform überdurchschnittliches Honorar plus eventuelle Reisekosten zahlen, wird uns die Kampagne entsprechend etwas kosten (Details auf Anfrage). Man kann natürlich auch mit weniger Bloggern oder einem niedrigeren Honorar arbeiten, um die Kosten zu senken. Das Durchschnittshonorar bei trusted-blogs.com liegt bei 187 Euro, ich habe dort aber auch Kampagnen von Charity-Organisationen gesehen, die unter 100 Euro boten und hofften, dass die Blogger weniger wegen des Geldes, sondern mehr von Herzen ihre gute Sache unterstützen würden. Ich denke: Wenn man gute Qualität erwartet und qualitativ hochwertige Blogger interessieren will, hat das auch seinen Preis. Wir zahlen ein übliches Onlinejournalistenhonorar, allerdings hier an Schreiber, die keine ausgebildeten Profi-Journalisten sind, aber dafür ihre Reichweite und Community als Pluspunkt mitbringen. Das Honorar liegt deutlich unter dem, was Profi-Influencer verlangen.

{Werbung] Viele Öffentlichkeitsarbeiter in Sozial- und Pflegeeinrichtungen haben Berührungsängste gegenüber dem Influencer Marketing, weil es so neu und ganz anders als andere Werbeformate ist. Doch es gilt dasselbe wie bei jeder Marketing Methode, die man noch nicht ausprobiert hat: Man muss sich hineindenken, Anbieter vergleichen, Testballons starten, sorgfältig evaluieren. Und vielleicht erstmal ein bisschen was darüber lesen: „Influencer Marketing“ von Marlies Jahnke (SpringerGabler, 2018, Amazon Affiliate Link).

Bei trusted-blogs.com habe ich den kostenlosen „Qualitäts-Check“ genutzt, um vielleicht noch einige Tipps zu bekommen, wie ich für meine Organisation das Beste aus der Sache heraushole. Der Rückruf von trusted-blogs.com kam prompt: Unser Briefing Text gefiel super und erfüllte alle Kriterien für eine erfolgversprechende Kampagne: „Wenn das Ihr erster Versuch ist, Hut ab!“ Auf Anfrage stelle ich diakonischen Trägern und Einrichtungen den Briefingtext als Muster zur Verfügung.

Der einzige Verbesserungsvorschlag war, nicht alle Blogger auf der Plattform gleichzeitig zu kontaktieren, sondern sich auf fünf Blogrubriken zu beschränken. Auf trusted-blogs.com sind über 4.958 Blogger registriert (Stand März 2019), die alle gerne Artikel über Produkte, Unternehmen oder Dienstleistungen schreiben. Natürlich hat man zuerst den Impuls, alle gleichzeitig anzuschreiben, um möglichst viele Bewerbungen zur Auswahl zu bekommen. Außerdem wollte ich Blogs aus möglichst verschiedenen Themenfeldern auswählen, um eine breite Leser*innenzielgruppe auf die Diakonie als Arbeitgeberin aufmerksam zu machen. Die Blogger-Plattform möchte umgekehrt natürlich, dass man mehr als einmal ihre Dienstleistung in Anspruch nimmt und hat kein Interesse daran, dass der Kunde mit einer einzigen Kampagne gleich alle registrierten Blogger “abgrast”.

Im Nachhinein muss ich aber sagen, dass der Tipp, sich auf fünf Blog Rubriken zu beschränken, gut war. Ich bekam genug Bewerbungen für unsere Blogger Kampagne bzw. Blog Marketing Kampagne, deren intensive Sichtung mich eine ganze Woche beschäftigte, und hätte mehr gar nicht bewältigen können. Ob die Auswahl der Rubriken, für die ich mich entschied, so schlau war, weiß ich nicht – um das zu beurteilen, müsste man eine zweite Kampagne mit anderen Rubriken durchziehen. Ich wählte Sport und Fitness, Kinder und Familie, Gesundheit, Erfolg und Karriere sowie Gesellschaft und Politik aus (insgesamt 857 registrierte Blogger). Also entgegen meiner eigentlichen Idee der möglichst verschiedenen Themenfelder doch eher die naheliegenden Rubriken, die zumindest am Rande etwas mit dem Sozial- und Gesundheitswesen zu tun hatten. Ich konnte mir irgendwie nicht vorstellen, dass die Zielgruppe eines Blogs aus der Kategorie „Luxus und Lifestyle“ oder „Spiele und Gaming“ zur Diakonie passen würde, wo es um Menschlichkeit und Nächstenliebe statt um Statussymbole und virtuelle Welten geht. Zwischendurch ärgerte ich mich ein bisschen, dass ich nicht mutiger gewesen war.

Die Bewerbungen für unsere Blogger Kampagne

Schon innerhalb des ersten Werktags gingen 27 Bewerbungen für unsere Blogger Kampagne bzw. Blog Marketing Kampagne ein – ein guter Auftakt! In den folgenden Tagen kamen noch ein paar dazu und ich hatte insgesamt 41 Blogs zu prüfen. Ab dem vierten Tag nach Veröffentlichung passierte nicht mehr viel. Meine großzügig gewählte Bewerbungsfrist von über zwei Wochen stellte sich also als unnötig heraus, wobei die qualitativ hochwertigeren Blogs tendenziell später ihre Bewerbung einreichten als eher durchschnittliche Blogs, die offenbar recht wahllos viele Kooperationen eingehen. Ein bisschen Geduld lohnt sich also.

Frauen reichten eher Mama-, Yoga- und Reiseblogs ein, Männer boten Sport-, Action-, Wirtschaft-, Business- und Nachrichtenblogs. Klischee? Tja, aber genau so war’s. Natürlich gab es auch die Ausnahme zur Regel: Einzelne Karriere- und Nachrichtenseiten von Frauen. Eine erste Durchsicht der Bewerberblogs ließ mein Herz noch nicht gleich höher schlagen: Die meisten wirkten durchschnittlich oder kommerziell. Die wenigen Blogger, die inhaltlich aus der Masse hervorstachen, hatten eine weniger gute Social Media-Anbindung. Ich musste mich also offenbar, überspitzt gesagt, entscheiden zwischen gutem Content mit wenig Social Media-Anbindung oder durchschnittlichem Content mit überzeugender Social Media-Anbindung.

Spannende Blog-Perlen mit innovativen Gedanken und einem ganz eigenen Stil waren rar, genauso wie engagierten Blogger, die längere Beiträge verfassten, über das Leben reflektierten, neue Einsichten lieferten. Ich kenne mich in der Blogosphäre ganz gut aus und weiß, dass es da draußen auch unter den vermeintlich „leichten“ Themen und unter den ungelernten Schreiberlingen tolle, inspirierende Blogs gibt.

Ich musste mich selbst immer wieder daran erinnern, dass es bei einer Blogger Kampagne aber natürlich nicht darum geht, was mir selbst gefällt. Vielleicht hat eine Erzieherin oder Pflegekraft, die ich für die Mitarbeit in der Diakonie gewinnen möchte, nach einem anstrengenden Arbeitstag gar keine Kraft mehr für philosophisch tiefgreifende Lebensbetrachtungen, sondern erfreut sich an einem schlichten Blog mit einfachen Basteltipps?

Sofort aussortiert habe ich einen Blog, den ich gar nicht anklicken konnte, weil mich meine Firewall darauf hinwies, dass er keine sichere Verbindung benutze, und einen Blog, bei dem der erste Artikel hieß: „Ich habe keinen Bock mehr zu bloggen“. Alle anderen habe ich mir genau angeschaut, insgesamt drei Mal: Für einen ersten Überblick, für die Erstellung einer Bewertungsmatrix und für die finale Auswahl. In einem ersten Schritt reduzierte ich die Liste von 41 auf 25 Blogs, danach wurde es richtig schwierig.

Die Auswahl der Teilnehmer für unsere Blogger Kampagne

Da man bei so vielen Blogs schwer den Überblick behält, habe ich mir eine Matrix angefertigt, anhand derer ich die Blogs bewertet habe. Folgende Aspekte habe ich mir dabei angeschaut und mit „plus“, „minus“ oder „durchschnittlich“ bewertet:

Wirkt das Blog Design professionell?

Natürlich handelt es sich hier nicht um Blogs von Kommunikations-Profis. Es sind also keine Webseiten zu erwarten, mit denen man Design Awards abräumen würde. Aber mit WordPress-Themes ist es heute sehr einfach, eine aufgeräumte und seriöse Gestaltung hinzubekommen. Wenn einem Blogger das nicht gelingt und er zum Beispiel mit einem verschnörkelten Schrifttyp verwirrt, der kaum zu lesen ist, habe ich ihn aussortiert. Denn das spricht einfach nicht für einen Blog, der wirklich ernsthaft an Reichweite interessiert ist. Die meisten Blogs hatten ein ordentliches Design, aber es gab auch einige Ausreißer.

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Hat der Blog eine große Leserschaft?

Dieses Bewertungskriterium stellte sich als schwierig heraus. Ich erwartete natürlich keine Millionen-Communities, schließlich ging es hier um semiprofessionelle Micro-Blogger. Die Nutzerzahlen sollten also lediglich im Vergleich mit den anderen Bewerbern ausgewertet werden und selbst dabei sollte die Qualität des Blogs höher gewichtet werden als seine Reichweite. Doch obwohl explizit im Briefing gefordert lieferte nur ein Teil der Blogger Zahlen mit. Bei den anderen blieb mir nur ein Blick in die von trusted-blogs.com ermittelten Fangemeindegrößen bei Facebook, Twitter, YouTube und Instagram – doch die Zahlen hatten, wie sich herausstellte, kaum Aussagekraft. Einer der männlichen Blogger mit dem Blogthema Sport hatte beispielsweise einen Youtube-Kanal mit 10.000 Followern verlinkt. Doch der Kanal enthielt kein einziges Video! Dass es sich um gekaufte Fans handelt, muss hier leider vermutet werden. Ein anderer Blog verzeichnete 13.000 Fans auf dem zugehörigen Facebook-Kanal. Doch wenn er die neuesten Blogbeiträge bei Facebook teilte, likte das keiner von ihnen. Man sollte sich also nicht von großen Zahlen blenden lassen. Ich verteilte ein „plus“ an solche Blogger, die in den sozialen Netzwerken eine Interaktionskultur etabliert hatten (Likes, Kommentare, Shares) und nicht an Blogger mit unglaubwürdig hohen Fanzahlen. In dieser Bewertungskategorie schlossen die zahlreichen Mama-Blogs am besten ab, die auf Instagram sehr aktiv waren.

Wie gut sind die bisherigen Advertorials?

Blogger, die Interesse zeigen, gegen Geld mit Unternehmen, Dienstleistern oder Organisationen zu kooperieren, haben sicher schon das eine oder andere Advertorial bzw. den einen oder anderen Sponsored Post (Artikel mit Werbung) veröffentlicht, den man sich einmal ansehen kann. Man findet die Advertorials ganz einfach, indem man am Anfang oder Ende der Artikel nach einem Hinweis auf eine Werbekooperation Ausschau hält (die Werbekennzeichnung ist Pflicht). In vielen Blogs, die sich für die Teilnahme an unserer Kampagne beworben hatten, gab es tatsächlich solche Advertorials – vom Windeltests über Buchrezensionen bis hin zur Vorstellung von Charity-Projekten. Werbekooperationen aus dem Bereich Personalmarketing habe ich zumindest auf Anhieb keine gefunden – ein großer Vorteil für uns. Wir würden in den ausgewählten Blogs schon allein dadurch Aufmerksamkeit bekommen.

Allerdings: Die Qualität der bisherigen Advertorials in den Blogs überzeugte oft nicht. Viele Blogger (gerade die „schnellen Bewerber“) schrieben scheinbar nur den jeweiligen Pressetext zu dem vorgestellten Produkt, Unternehmen oder zu der vorgestellten Dienstleistung ab und posteten lange Fotogalerien, die Google schwerlich auswerten kann. Manche betonten noch, dass sie die vorgestellten Produkte wirklich ganz, ganz toll fänden. Doch so etwas reicht uns nicht! Wir erhofften uns authentische Berichte mit einem eigenen Dreh, so wie sie zum Beispiel die Bloggerin Fruit Fairy für die Diakonie Stetten geschrieben hatte. Einige wenige Blogger dachten sich wenigstens selbst einen Versuchsaufbau für eine Art Produkttest aus und kippten zum Beispiel Wasser in die Windeln, um ihre Saugfähigkeit zu testen, oder berichteten von eigenen Lebenserfahrungen, bevor sie zum vorgestellten Unternehmen kamen. Eine gewisse Länge müssen die Texte haben, sonst werden sie von den Suchmaschinen nicht gut gefunden. Gut, dass wir im Briefing eine Mindesttextlänge festgelegt hatten.

Welchen Schwerpunkt schlägt der Blogger für das Advertorial vor?

Wir hatten die Blogger im Briefing aufgefordert, kurz zu beschreiben wie sie das Thema „Die Diakonie als Arbeitgeberin“ in ihrem Beitrag angehen würden. Dazu bietet trusted-blogs.com nur 200 Zeichen Platz, aber das reicht aus, um in wenigen Stichworten die Idee zu skizzieren. Wer hier gar nichts schrieb, bekam ein „minus“.  Denn ein bisschen anstrengen sollte man sich schon, wenn man einen Auftrag an Land ziehen will. Eine gemeinnützige Organisation muss sorgfältig abwägen und transparent darstellen, wofür sie ihr Geld ausgibt. Für das ausgelobte Honorar hätten wir alternativ von einem freien Journalisten einen gut recherchierten Onlineartikel bekommen – das galt es immer im Blick zu behalten.

Die Mehrheit der Blogger lieferte vielversprechende Ideen und Aufhänger für ihre Artikel über die Diakonie:

  • ein Freiwilliges Soziales Jahr im Ausland mit der Diakonie
  • Arbeiten in der Schwangerenberatung oder beim Müttergenesungswerk
  • Wiedereinstieg nach der Elternzeit für pädagogische und pflegerische Fachkräfte
  • Was Start ups vom Personalmarketing und Employer Branding der Diakonie lernen können
  • Eigene Kinder gehen in eine diakonische Kita
  • Vorstellung des Erzieherberufs
  • Besuch in einer diakonischen Kita oder einem diakonischen Sozialkaufhaus vor Ort
  • Interview mit mir, Maja Schäfer, zuständig für Strategien zur Personalgewinnung bei der Diakonie Deutschland
  • Motto „Menschen brauchen Menschen“
  • Beschreiben der eigenen Erfahrungen in sozialen Berufen als gelernte Heilerziehungspflegerin oder Ehrenamtskoordinatorin

[WERBUNG] Blogger Kooperationen bergen auch Risiken. Warum man Influencer nicht „einfach mal machen“ lassen, sondern den Content vorher absprechen sollte, erfahrt ihr im Fachratgeber „Influencer Marketing“ von Erwin Lammenett (Lammenett Verlag, 2018; Amazon Affiliate Link). Natürlich lassen sich die Blogger nicht 1:1 vorschreiben, was sie schreiben sollen – dann wären ihre Berichte auch nicht mehr authentisch. Aber die zentrale Botschaft und Punkte, die euch wichtig sind oder bei denen leicht Missverständnisse entstehen können, solltet ihr vorher ganz genau durchgehen. Schließlich bezahlt ihr für den Beitrag! Und wenn es hinterher Ärger gibt, ist niemandem geholfen, auch dem Blogger nicht.

Hat der Blogger eine persönliche Verbindung zur Diakonie?

Wenn ein Blogger eine persönliche Verbindung zur Diakonie hatte, was sich meist in den Vorschlägen für die Artikelschwerpunkte herausstellte, vermerkte ich mir das extra. Obwohl ich mir nicht ganz sicher war: Sollte ich Blogger mit einer persönlichen Verbindung bevorzugen, weil sie in der Lage wären, besonders einfühlsame Artikel über unsere Organisation zu schreiben? Oder sollte ich sie eher ausschließen, weil die Diakonie in ihrem Bekanntenkreis ohnehin schon bekannt wäre, und lieber Blogger auswählten, die bisher noch keine Verbindung hatten? Am Ende spielte dieses Kriterium keine große Rolle bei der Auswahl und es wurde eine Mischung aus beidem.

Postleitzahl

Die Postleitzahl spielte auch eine kleine Rolle bei der Entscheidung, denn wir wollten unsere Kampagne möglichst flächendeckend in Deutschland streuen. Natürlich kann ein Yoga-Blog aus dem Norden Leser*innen aus ganz Deutschland haben, aber meist gibt es doch eine größere Community an dem Ort, an dem der Blogger ansässig ist. Ich achtete darauf, Blogs aus möglichst unterschiedlichen PLZ-Bereichen auszuwählen, wobei ein Schwerpunkt der guten Bewerbungen auf den PLZ-Bereichen 4 und 5 lag. Zufall?

Gründe, aus denen ich Blogs aussortiert habe

  • Die Artikel sind zu kurz oder es werden zu selten neue Artikel veröffentlicht. Der Blog wird von den Suchmaschinen daher schlecht gefunden.
  • Jeder einzelne Artikel im Blog enthält Werbung. Der Blog hat kein eigenes Herzensthema oder Anliegen, sondern es wird offenbar nur dann etwas veröffentlicht, wenn jemand dem Blogger Geld für einen Sponsored Post anbietet.
  • Der Blog ist allzu privat, allzu laienhaft. Wenn jemand nur von seinen Fahrradtouren berichtet, Bildergalerien von seinen Kleinkindern hochlädt oder Ratgeberartikel mit fragwürdigen „Fakten“ veröffentlicht, würde ein Bericht über die Diakonie als Arbeitgeberin mittendrin wahrscheinlich eher nicht so überzeugend wirken wie wir uns das vorstellen.
  • Der Blog ist umgekehrt zu nachrichtlich und es ist überhaupt keine persönliche Ansprechhaltung des Bloggers an sein Publikum zu erkennen. Auch nicht gut. Ohne Zielgruppenbindung kein Empfehlungsmarketing-Effekt.
  • Die angeblichen Social Media Fans sind Fakes: 10.000 Facebook-Follower, aber kein einziger Like? Das klingt verdächtig.
  • Der Blog ist einer von vielen, vielen Blogs aus einer viel bedienten Sparte und hebt sich in keiner Weise von den anderen ab. Meist enthält er sogar genau dieselben Werbekooperationen wie alle anderen Blogs dieser Sparte. Langweilig!
  • Der Macher des Blogs stellt sich selbst zu sehr in den Mittelpunkt. Es geht weniger um die Themen als ums Selbstmarketing.

Fazit

Ich muss zugeben, dass es nicht so einfach ist, sich einen neutralen Blick auf die Blogs zu bewahren. Ich bin Kommunikationsprofi und selber Bloggerin, daher fallen mir sofort die Unzulänglichkeiten der Blogs auf (wobei meine sicher auch nicht perfekt sind, aber man übersieht den Balken im eigenen Auge ja immer gern ;-)). Am meisten überzeugen mich jene Blogs, die nebenberuflich von freien Journalisten oder Autoren betrieben werden. Doch – ich wiederhole mich – bei einer Blogger Kampagne geht es nicht um den persönlichen Geschmack oder um eine Beurteilung nach professionellen Standards. Es geht darum, ob die Leser der Blogs möglicherweise Menschen sind, die gerne bei der Diakonie arbeiten würden.

Für diese Blogs habe ich mich entschieden

Mama-Blogs

1. Aus dieser Kategorie habe ich mich zunächst für einen Familien-Blog entschieden, einen von freien Journalistinnen betriebenen, eher pädagogisch angelegten Ratgeber-Blog mit hochwertigeren, sauber recherchierten Beiträgen.

2. Aufgrund der Vielzahl der eingereichten Blogs aus dieser Kategorie und wegen der großen Social Media-Resonanz habe ich noch zwei weitere Bewerber aus dieser Kategorie in die finale Liste aufgenommen. Da sich die Mama-Blogs mit ihren Vorlese-, Bastel- und Freizeit-Tipps wirklich sehr wenig voneinander unterscheiden,  blieb mir gar nichts anderes übrig als nach Postleitzahlen auszuwählen.

3. Mama-Bloggerin Nr. 3 war selbst gelernte Krankenpflegerin und hatte somit neben vielen Instagram-Followern einen persönlichen Zugang zum Thema Personalgewinnung für die Sozial- und Pflegeberufe.

Unternehmens-Blogs

4. Aus dieser Kategorie habe ich mich gegen Blogs entschieden, in denen ein – immer männlicher – Unternehmensberater sich zu sehr selbst in den Mittelpunkt stellte, und stattdessen für einen Blog mit Tipps für Start ups. Der Blogger schlug einen zu schönen Artikelansatz vor: „Was Start ups von der Diakonie lernen können“, den ich einfach nicht ausschlagen konnte. Denn meist ist es ja eher umgekehrt 😉

Männer-Blogs

5. Ich wählte zuerst einen Männerblog aus, in dem es hauptsächlich um das Ausprobieren von Action Spielzeug geht. Denn damit habe ich wirklich mal eine andere Zielgruppe im Visier und außerdem gibt sich der Blogger in seinen Advertorials große Mühe mit längeren Beiträgen und selbst aufgenommenen Videos. Zudem kam der Autor aus dem Ostteil Deutschlands, aus dem mich weniger Bewerbungen als aus dem Westteil erreichten, sodass ich hier Bonuspunkte verteilte.

6. Außerdem entschied ich mich für einen Sport- und Lauf-Blog von einem männlichen Blogger, der sehr professionell wirkte und sich bei getesteten Sportprodukten und Sponsored Posts große Mühe mit langen Texten gab.

Blogs mit tiefgängigem journalistischen und sozialen Content

In dieser Kategorie fiel mir die Entscheidung wirklich schwer. Mit Blick auf die Social Media-Anbindung hätte ich alle Blogs dieser Kategorie schweren Herzens aussortieren müssen, denn die war selten vorhanden. Ginge es nach persönlichem Interesse, gesellschaftlichem Nutzen und journalistischer Hochwertigkeit, hätte ich alle Blogs dieser Kategorie mit in die Kampagne reinnehmen müssen: zum Beispiel einen Gehörlosenblog und ein Anti-Rassismus-Projekt.

7. Ich entschied mich letztendlich für ein regionales Onlinemagazin mit tollen und recht regelmäßigen semijournalistischen Artikeln und Interviews zu sozialen Themen: zum Beispiel mit einer Diakonisse oder einer Rollstuhl-Basketballerin, weil hier am regelmäßigsten neue Beiträge veröffentlicht wurden.

Reise-Blogs

8. Hier machte das Rennen der einzige Reiseblog, der sich beworben hatte und sehr jung und aktiv wirkte. Der Themenvorschlag „Ins Ausland mit der Diakonie“ überzeugt mich auch und war eine Abwechslung. Social-Media-mäßig ist das Ganze optimal begleitet und hier kann ich eine junge Zielgruppe abholen.

Karriere-Blogs

9. Der Karriereblog für Introvertierte machte hier das Rennen, weil der Macher wirklich von Herzen beim Schreiben dabei ist, auch wenn die Social Media Aktivitäten noch ausbaufähig sind. Und weil es im sozialen Bereich typisch ist, dass Mitarbeitende zu schüchtern (introvertiert) sind, um von „Karriere“ zu sprechen, obwohl sie sich insgeheim doch Möglichkeiten zur Weiterentwicklung wünschen.

Yoga-Blogs

10. In dieser Rubrik gab es nur eine Bewerbung, ich hielt es für ein zu sozialen Berufen passendes Themenfeld. Außerdem ist die Bloggerin selbst gelernte Heilerziehungspflegerin, schreibt längere Artikel und verzeichnet auf Facebook immerhin einige Interaktionen.

Die Blogger Kampagne im Personalmarketing – Teil 2

Am Ende war ich zufrieden mit der total unterschiedlichen thematischen Ausrichtung der ausgewählten Blogs. Mehr über den Kontakt zu den Blogger*innen, die Entstehung der Beiträge und die erreichten Klickzahlen werde ich in einem zweiten Beitrag berichten. Wenn ihr ihn nicht verpassen wollt, meldet euch unten zum Newsletter „Recruiting to go“ an!

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