Das Sexkaufverbot bezeichnet eine indirekte Form von Prostitutionsverbot. Es handelt sich um eine sogenannte „asymmetrische Kriminalisierung“, d.h. dass nicht die Person, die sexuelle Dienstleistungen anbietet, bestraft wird, sondern der Freier bzw. Kunde.
Eine solche Regelung wird auch „Nordisches Modell“ genannt. Mit dem Nordischen Modell werden folgende Vorstellungen verbunden:
- Sexualität darf nicht ökonomisiert werden.
- Die Nachfrage nach sexuellen Dienstleistungen soll reduziert werden.
- Die Würde der Frauen soll geschützt werden.
- Verminderung von Menschenhandel.
Kernelemente des Nordischen Modells sind:
- Kriminalisierung von Sexkauf: Freier machen sich mit dem Kauf von Sex strafbar. Kriminalisiert wird auch die Vermietung von Räumlichkeiten zum Zwecke der Prostitution, die Vermittlung sexueller Dienstleistungen (Dritte sollen an Prostitution nicht verdienen), der Kauf von sexuellen Dienstleistungen wird unter Strafe gestellt
- Prostituierte bleiben dem Grunde nach straffrei. Die Maßnahmen treffen sie jedoch indirekt, indem sie ihnen die ökonomische Grundlage entziehen.
- Durch das nordische Modell soll jeder Kauf von sexuellen
Dienstleistungen verboten werden und aus Kohärenzgründen gibt es ein Verbot von Zimmervermietungen und Bordellen. Die führt zu einer Kriminalisierung des Milieus.
- Es werden Angebote zum Ausstieg geschaffen.
Das Sexkaufverbot ist eine Kombination aus strafrechtlichen und sozialpolitischen Maßnahmen. Prostituierte sollen dadurch vor Gewalt und Ausbeutung geschützt werden und Menschenhandel verhindert werden. Außerdem soll die moralische Haltung der Gesellschaft gegenüber Prostitution geschärft werden.
Schweden, Norwegen, Island, Kanada, Nordirland, Frankreich, Irland und Israel haben das Nordische Modell eingeführt. Die Rechtsnormen in den genannten Ländern kriminalisieren die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen, es gibt aber keinen einheitlichen Regelungsansatz.
Die Diakonie Deutschland hat eine Meta-Studie in Auftrag gegeben, welche die vorhandenen wissenschaftlichen Studien zu Auswirkungen der Regulierung von Prostitution/Sexarbeit in europäischen und anderen ausgewählten Ländern auswertet. Ziel der Studie ist es, mit den Ergebnissen der Analyse und einer Kommentierung zu einer Versachlichung des Themas beizutragen. Die Ergebnisse der Studie werden für das Frühjahr 2024 erwartet und dann kommuniziert und diskutiert.