Lebensgefühl Corona Studie

Welche Corona Persona sind Sie?

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Jeder Mensch geht anders mit der Pandemie um. Wie, das erforscht unsere Studie:

Lebensgefühl Corona. Erkundungen in einer Gesellschaft im Wandel.

Darin wurden 8 Corona-Personae gebildet: Gruppen, die ganz unterschiedliche Einstellungen, Bedürfnisse, Ängste und Hoffnungen haben.

Personae

Kurzbeschreibung
- Im besten Sinn des Wortes die (im ganzheitlichen Sinne) harmoniesuchende Selbstverwirklicher*in
- Man sieht sich, sein Tun, in einem größeren kosmischen Kontext
- Durch Tätigkeiten im körpernahen Bereich oder aber durch Ängste der Familienangehörigen ist man mit physical distancing konfrontiert gewesen.

Achtsame sind Suchende, auf dem Weg der Selbstverwirklichung und um inneren Frieden bemüht. Sie probieren gerne Neues aus und achten auf eine ganzheitliche Lebensweise, ausgerichtet an Körper-Geist-Seele-Prinzipien, die einem Orientierung und Halt im Alltag geben. Sie sind latent „sendungsbewusst“ was die eigenen Überzeugungen betrifft, gelten als verantwortungsvoll und freiheitsliebend.

Für Achtsame zeigt die Krise der Menschheit die natürlichen Grenzen auf. Aus ihrer Sicht ist ein anderer, schonenderer Umgang mit natürlichen Ressourcen erforderlich. Ein solidarisches, tolerantes Miteinander in der Gesellschaft gilt als erstrebenswert.

Auf das Pandemiegeschehen schaut man insgesamt relativ entspannt und innerlich ruhig. Den ersten Lockdown hat man zum Aufräumen, Aussortieren und Ordnen genutzt. Die Vorsichtsmaßnahmen während der Pandemie hat man streckenweise als nervend empfunden, dem Impfen steht man zum Teil skeptisch-kritisch gegenüber.

Achtsame suchen nach Orientierung und Halt. Sie reflektieren viel und entscheiden eigenständig, was für sie gut ist im Leben. Soziale Nähe im direkten Umfeld wird großgeschrieben, weshalb auch der Wunsch stark ausgeprägt ist, dass wieder mehr Kontakte möglich sind. Achtsame hoffen sehr, dass die guten Erfahrungen aus der Pandemie-Zeit ins Post-Pandemische transformiert werden.
Achtsame
Kurzbeschreibung
- Im besten Sinne des Wortes aufopferungsvoll-pflichtbewusst
- man kümmert sich fürsorglich um Angehörige
- stellt eigene Bedürfnisse und Wünsche dafür hinten an, z.T. Stellenreduzierung im Job (finanzielle Nachteile)

Ausgebrannte verstehen sich grundsätzlich als Powermenschen. Allerdings erleben sie in herausfordernden Zeiten wie der Pandemie, dass sie damit an ihre Grenzen kommen. Insbesondere die Vielzahl an Hiobsbotschaften und schlechten Nachrichten führen dazu, dass sich Ausgebrannte vielfach überlastet, ausgezehrt und entkräftet fühlen. Resignation ist ein Grundgefühl dieser Persona.

Krisen verunsichern die Ausgebrannten. Zunächst wird ein pragmatischer Umgang mit Herausforderungen gesucht, vor allem ein menschenwürdiger Umgang. Allzu oft nehmen Ausgebrannte ihre eigene Bedürfnislage wenig wahr und stellen das Wohl der Anderen über das eigene. Ausgebrannte haben ein ausgeprägtes Herz für die Schwachen und Bedürftigen. Insbesondere zeigen sie für die Familie im weiteren Sinne eine große Fürsorge.

Die Krise sorgt für eine starke Verunsicherung. Aus Sorge, Andere anzustecken, lebten Ausgebrannte häufig sozial isoliert. Sie haben sich über die Maßen stark reglementiert gefühlt, vor allem durch die Restriktionen bei den Besuchsregelungen in Krankenhäusern und Einrichtungen der Pflege.

Ausgebrannte vermissen das Verständnis und die Wertschätzung für die aufopferungsvolle Fürsorge, die sie leisten. Insbesondere für die eigene Selbstfürsorge werden Perspektiven gesucht und Unterstützungsstrukturen vermisst. Was viele Ausgebrannte vermissen, ist ein Rückzugsort, um sich fallen lassen zu können.
Ausgebrannte
Kurzbeschreibung
- Versteht sich als die urbane, kosmopolitische Avantgarde
- Sie will sich selbstverwirklichen und für eine bessere Welt einstehen.
- Man reflektiert gesellschaftliche Veränderungen, informiert sich profund, kritisiert offensiv gesellschaftliche Schieflagen und nimmt aktiv am gesellschaftspolitischen Leben teil.

Empörte treten aktiv für Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Solidarität ein. Sie stehen Neuem aufgeschlossen gegenüber und gelten als kreativ-gesellig und spontan. Ihre Denk- und Handlungsweise kann als altruistisch bezeichnet werden. Sie suchen nach Erfahrungen der Selbstwirksamkeit und streben ein Leben an, das sich als erfüllend beschreiben lässt.

Empörte nehmen Herausforderungen und Krisen als Abenteuer an. Das Leben hat für sie unbegrenzte Möglichkeiten, die ausprobiert werden dürfen.

Empörte zeichnet eine zeitkritisch-optimistische Einstellung zur Pandemie aus. Das Social Distancing wurde vor allem mit Blick auf den Freundeskreis kreativ-digital aufgefangen, etwa durch das gemeinsame Kochen über Facetime oder Zoom. Im Rückblick empfinden Empörte, dass sie aus der Krise das Beste gemacht, Vieles neu ausprobiert und die Zeit zur Selbstreflexion gut genutzt haben.

Die Balance von Innen und Außen ist Empörten besonders wichtig. Kontakte und soziale Nähe sind für Empörte existenzrelevant. Monotonie ist nichts für Empörte. Sie werden von der Hoffnung getragen, dass durch das eigene Leben die Welt im Kleinen und Großen ein wenig besser wird.
Empörte
Kurzbeschreibung
- Gut situierte Kreative und Liberalintellektuelle
- Geprägt von Eltern aus den 68ern

Denker*innen verstehen sich als intellektuelle Avantgarde. Man schätzt die Freiheit des Denkens und steht allem Dogmatischen skeptisch bis ablehnend gegenüber.

Man sieht in Krisen stets den Kairos, so auch in der Pandemie. Fundiertes Wissen bringt einen weiter, so die Überzeugung. Denker*innen haben dabei immer das Große und Ganze im Blick. Sie gelten als tolerante Weltverbesser*innen mit einer großen Nähe zur Philosophie, den Naturwissenschaften und der Ethik.

Insgesamt empfinden die Denker*innen die Zeit der Pandemie als ‚heilsam‘ und zugleich als mühevolle Unterbrechung, vor allem was die persönlichen Beziehungen betrifft, die nicht nur herausgefordert waren, sondern zum Teil auch eine Krise durchlebten. Die Aufgeregtheiten in der Pandemie werden kritisch wahrgenommen und die mangelnde Weitsicht und unklare Krisenkommunikation bemängelt.

Denker*innen ordnen die Pandemie in größere Kontexte ein. Entsprechend werden die Langfristfolgen deutlich gesehen und benannt. Der wertschätzende Austausch unter Gleichgesinnten hat in der Pandemie gefehlt. Vielfach hat man sich allein gefühlt mit den eigenen Überlegungen.
Denker*innen
Kurzbeschreibung
- Im besten Sinn des Wortes: kleinbürgerlich
- Man fühlt sich wie im Hamsterrad: viele Verpflichtungen und Sorgen v.a. um pflegebedürftige Eltern(teile), Kinder und deren Alltag und um die eigene Gesundheit
- Häufig psychisch erkrankt (depressiv und seit längerem in Therapie)

Erschöpfte empfinden das Leben seit jeher als Kampf. Der Alltag verlangt viele Opfer und ist von einer Vielzahl von Verpflichtungen gekennzeichnet. Das Leben gleicht einem Hamsterrad. Rücksicht auf Andere, vor allem bedürftige Angehörige, prägen den Alltag ebenso wie das Pflichtbewusstsein im beruflichen Kontext.

Erschöpfte nehmen Krisen und Herausforderungen als Lasten wahr und sind dennoch bemüht, den Alltag in solchen Situationen so perfekt wie möglich zu bewerkstelligen.

Insgesamt zeichnet die Erschöpften eine fatalistische Einstellung zur Pandemie aus, die den Alltag um einiges mühsamer hat werden lassen, als er davor bereits gewesen ist. Erschöpfte informieren sich ausführlich über die Pandemie und machen sich viele Gedanken darüber. Vor allem die Auswirkungen auf die Gesellschaft und das Zusammenleben bereiten den Erschöpften Sorgen. Die AHA-Regeln und Regelungen zur Pandemiebewältigung wurden von den Erschöpften ernstgenommen und penibel eingehalten.

Erschöpfte haben ein sensibles Sensorium für ihre Umwelt und nehmen achtsam Zwischentöne wahr. Sie wünschen sich mehr Zuspruch und Anerkennung für ihre Leistungen. Ausgeprägt ist die Sehnsucht nach Austausch und Begleitung in den herausfordernden Zeiten. Die Pandemie ist für Erschöpfte auch eine Möglichkeit gewesen, über die berufliche Situation oder aber das Älterwerden zu reflektieren. Mit Händen zu greifen ist in den Interviews der Wunsch der Erschöpften nach einem ‚Pausen-Knopf‘, nach Momenten des Durchatmens im Alltag.
Erschöpfte
Kurzbeschreibung
- Aufstrebende junge bürgerliche Mitte
- In intakten Familienverhältnissen behütet auf dem Land aufgewachsen, gute Bildung erfahren, zwischenzeitlich häufig im städtischen Kontext beheimatet
- Das mobile Arbeiten (Homeoffice) ist das Normale (schon vor der Pandemie)

Die Genügsamen achten sehr auf ihre Work-Life-Balance. Der Beruf dient der Sicherstellung eines guten Lebens. Der Nestbau für die eigene Familie steht im Vordergrund. Genügsame sind sehr auf das persönliche Nahumfeld bezogen und sind auf emotionale und materielle Sicherheit bedacht. Das Dazugehören wird als wichtig empfunden.

Herausforderungen werden pragmatisch angegangen. Vieles wird darauf hin geprüft, was für die eigene Lebensführung einen Mehrwert austrägt.

Insgesamt ist man gut durch die Pandemie gekommen. Die Corona-Krise hat man nicht als bedrohlich oder existentiell für das eigene Leben empfunden. Genügsame haben sich über Nachrichten und Talkshows über die Pandemie informiert. Während der Pandemie hatten die Genügsamen einen gut strukturierten Alltag und die Zeit wurde mit sinnvollen Tätigkeiten genutzt.

Genügsame haben das Bedürfnis nach Entschleunigung, nach innerer Ruhe und Ausgeglichenheit. Man nimmt sich zwar durchaus zurück, allerdings vornehmlich, um sich keinen größeren Risiken auszusetzten. Vermisst werden vor allem die Beziehungen und Begegnungen mit anderen Menschen.
Genügsame
Kurzbeschreibung
- Verantwortungsbewusste Mittelschicht
- Auf dem Dorf lebend; Familie und Sozialleben im Dorf stehen im Fokus.
- Man versteht sich als Macher*in, übernimmt selbstverständlich Verantwortung, wo sich Herausforderungen ergeben.

Mitmacher*innen sind Familienmenschen. Man ist gesellschaftlich stark engagiert und nimmt sich als Rückgrat der Gesellschaft wahr. Grundsätzlich sind sie eher wenig ängstlich im Leben unterwegs. Die Denk- und Handlungsweise ist altruistischer Natur. Mitmacher*innen sind auf die Einhaltung von Regeln bedacht und haben wenig Verständnis für Intoleranz und Egoismus.

Stabilität, Ordnung und Sicherheit sind für Mitmacher*innen wichtige Pfeiler ihres Lebens. Sie werden auch in der Krise geschätzt und eingefordert.

Die Pandemie hat zwar den Alltag herausgefordert. Insgesamt war man von Corona allerdings nur mittelbar betroffen. Im familiären Kontext stand vor allem die Sorge um die älteren Familienmitglieder im Vordergrund. Mitmacher*innen haben sich gut informiert. Manche Aufgeregtheit und Uneinheitlichkeit in der Pandemiebewältigung wurde kritisch gesehen. Mitmacher*innen hoffen sehr, dass durch die Impfungen die Pandemie enden wird. Der Beruf hat den Alltag der Mitmacher*innen während der Pandemie strukturiert. Die Einschränkungen bei den sozialen Kontakten haben sie unter Einhaltung der AHA-Regeln pragmatisch zu lösen gewusst.

Stark ausgeprägt ist bei Mitmacher*innen der Wunsch nach klaren und einheitlichen Regeln, nach gesellschaftlichem Zusammenhalt und Durchhaltevermögen. Mit Sorge blicken Mitmacher*innen auf die post-pandemischen Kollateralschäden. Die Erfahrung, dass auch in Krisenzeiten das Familienleben Struktur und Halt gibt, ist prägend für sie.
Mitmacher*innen
Kurzbeschreibung
- Im besten Sinne des Wortes: gutbürgerlich
- Die eigenen vier Wände gehören einem (Eigentum).
- Die eigene Familie spielt eine große Rolle.

Zuversichtliche haben ihren Platz in dem Sozialraum, in welchem sie vorzugsweise leben und sich bewegen, gefunden. Wichtig ist für sie eine Beständigkeit im Leben. Die Haltung ist geprägt von der Devise, man probiert einfach mal aus, anstatt zu warten. Zuversichtliche sind grundsätzlich gesellig und suchen bewusst die Gemeinschaft. Ihre Denk- und Handlungsweise kann als altruistisch bezeichnet werden. Sie sind hilfsbereit, charismatisch und sind für Andere in ihrem sozialen Nahumfeld stets ansprechbar.

Herausforderungen nehmen Zuversichtliche als Chance wahr und machen das Beste daraus.

Insgesamt geht es den Zuversichtlichen auch während der Pandemie gut. Im Großen und Ganzen haben sie sich zwar Gedanken über die Pandemie gemacht, allerdings keine allzu großen Sorgen verspürt, beispielsweise selbst erkranken zu können. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie werden pragmatisch mitgetragen. Wenn Sorgen aufkamen, dann vor allem um Andere, insbesondere um die Menschen, die einem nahestehen, etwa die Kinder und Enkelkinder, die Nachbarschaft oder ältere Menschen im sozialen Umfeld. Vieles, was sonst den Alltag strukturiert hat, hat während der Pandemie gefehlt, weshalb sich Zuversichtliche anderweitig beschäftigt haben und die Zeit gut zu nutzen wussten.

Die Pandemie hat für die Zuversichtlichen den Blick auf das Wesentliche im Leben frei gelegt und zum Nachdenken angeregt. Die Mini-Pausen im Alltag haben die Zuversichtlich zu schätzen gelernt. Zuversichtliche haben die Erfahrung gemacht, dass die Alltagsstruktur auch anders als gewohnt gut gelebt werden kann und in Krisenzeiten weiterhin tragend ist. Der Kontakt zur Familie im weiteren Sinne und zum Freundeskreis hat gefehlt und wird herbeigesehnt.
Zuversichtliche
Neben den Corona-Personae hat die Studie auch weitere Aspekte des Pandemiegeschehens untersucht. Wie sind die Menschen in ihrem Leben und Alltag mit den Zumutungen der Pandemie umgegangen? Wo haben sie konkret Halt und Orientierung in schwierigen Zeiten gefunden? An welchen Stellen traten Institutionen wie Kirche und Diakonie für die Menschen in Erscheinung?

Lebensgefühl Corona. Erkundungen in einer Gesellschaft im Wandel.

Hintergrund der Studie

Die Pandemie hat allen viel zugemutet, allerdings nicht in derselben Weise. In vielen gesellschaftlichen Bereichen wurden Schieflagen und Handlungsbedarfe offengelegt, die vielfach schon vor Corona vorhanden waren. Es verwundert deshalb nicht, dass viele Menschen den Wunsch nach Orientierung und Halt haben, und Sinn-Fragen neu gestellt werden.

Um diese Lage genauer zu untersuchen, haben sich die Evangelische Zukunftswerkstatt „midi“, die Diakonie Deutschland, das größte christliche Gesundheitsunternehmen AGAPLESION gAG, die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Evangelisch-Theologische Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) auf Spurensuche begeben. Im Zentrum: das Lebensgefühl der Menschen während der Pandemie.

In drei Befragungswellen wurden 50 Menschen in Deutschland ein Jahr lang begleitet. Als Ergebnis liegt erstmals eine Langzeitstudie im deutschsprachigen Raum vor, die einen Blick auf das Lebensgefühl in allen Phasen der Pandemie ermöglicht.

Zum Aufbau der Studie

Ein Anliegen der Studie war es, dem Wahrnehmen und Zuhören Raum zu geben und sich zunächst mit voreiligen Interpretationen und Deutungsversuchen zurückzuhalten.

Eingangs widmet sich die Studie in verdichtet beschriebener Form der Wahrnehmung und dem Erleben der Pandemie aus Sicht der Befragten. Die Gemütslage der Menschen während der Pandemie wird in drei Schritten im Zeitraum zwischen Frühjahr 2020 bis 2021 nachgezeichnet.

Herzstück der Studie ist die Typologie eines ambivalenten Lebensgefühls, das anhand von acht Corona-Personae veranschaulicht wird. Mit pointierten Zuspitzungen wurde versucht, das Lebensgefühl dieser Corona-Personae einzufangen: Achtsame, Ausgebrannte, Denker*innen, Empörte, Erschöpfte, Genügsame, Mitmacher*innen und Zuversichtliche.

Danach wird der Charakter des Lebensgefühls Corona anhand einzelner Themen wie Social Distancing, Glaube oder Solidarität erkundet. Schließlich nehmen die Mitglieder des Boards der Studie erste tastende Auswertungsperspektiven vor.

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